Themenbereich: Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen

Indikator: Primärer Promotionskontext (A1)

Das deutsche Wissenschaftssystem bietet eine große Vielfalt an institutionelle Kontexten, in denen promoviert werden kann: neben der Beschäftigung an einer Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung kann im Rahmen strukturierter Promotionsprogramme, gefördert durch Stipendien oder auch ohne eine institutionell abgesicherte Anbindung an eine Forschungseinrichtung – also frei bzw. extern – promoviert werden. Die institutionelle Einbettung wirkt sich verschiedenen Studien zufolge auf die Promotionsbedingungen und die Unterstützung in der Promotionsphase aus (Ambrasat & Tesch 2017, de Vogel 2020). In der Qualitätssicherung der Promotion wird insbesondere für externen Promotionen ein erhöhter Regelungsbedarf attestiert (WR 2011, HRK 2017). Auch empirische Daten belegen, dass in Promotionskontexten, die weder durch Programme noch durch die Einbindung in ein Forschungsprojekt geprägt sind, die Betreuung und Unterstützung häufig auf ein formal erforderliches Mindestmaß reduziert bleibt (de Vogel, 2020, S. 258 ff.).

Erläuterung

Der Indikator gibt an, in welchem institutionellen Kontext die Promotion primär erfolgt. Auf der Basis verschiedener Fragen zu Finanzierung und Mitgliedschaft in strukturierten Promotionsprogrammen weist der Indikator die Anteile Promovierender aus, die (1) im Rahmen einer Stelle an einer Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung, (2) im Rahmen eines strukturierten Promotionsprogrammes, (3) im Rahmen eines Stipendiums (außerhalb eines strukturierten Promotionsprogrammes), (4) oder freie bzw. extern Promovierenden. Dabei ist keine Mehrfachzuordnung möglich. Weitere Erläuterungen zur Operationalisierung finden Sie in unserer Dokumentation.

Die präzise Ermittlung der Anteile Promovierender in den Promotionskontexten ist aufgrund der Vielfalt und von möglichen Mehrfachzuordnungen schwierig und vergleichbare Daten sind kaum verfügbar. Das Statistische Bundesamt differenzierte in der Vergangenheit nach der Stellung an der Hochschule zwischen „internen Promovierenden“ bzw. „extern“ oder „studienbegleitend Promovierenden“, wenn keine Anstellung vorliegt (Hähnel & Schmiedel 2016: 35 f.). Basierend auf dieser Definition galt im Wintersemester 2014/15 mit 58 Prozent die Mehrheit der befragten Promovierenden als intern promovierte. Extern promovierten hingegen 40 Prozent der Befragten. Der Anteil an studienbegleitend Promovierenden lag bei zwei Prozent (Hähnel & Schmiedel 2016: 35 f.).

Quellen und Literaturhinweise:

Ambrasat, J., & Tesch, J. (2017). Structured Diversity – The changing landscape of doctoral training in Germany after the introduction of structured doctoral programs. Research Evaluation, 26(4), 292–301. https://doi.org/10.1093/reseval/rvx024

Hähnel, S./Schmiedel, S. (2016): Promovierende in Deutschland. Statistisches Bundesamt. Wiesbaden

HRK (2017): Eckpunkte zur Qualitätssicherung der Promotion mit externem Arbeitsvertrag, Potsdam.

de Vogel, S. (2020). Individuelle und strukturierte Formen der Promotion: Zugang, Lernumweltbedingungen und beruflicher Übergang. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29508-0

Wissenschaftsrat. (2011). Anforderungen an die Qualitätssicherung der Promotion—Positionspapier des Wissenschaftsrates (Empfehlung No. 1704–11).